Archive für den Monat: November, 2018

es nachtet sich ein, das gefühl der versprengung, hinterlässt traumlose räume, digital housewives bereiten den weg dahin, zelebrieren das partikelsterben im feinstaubuniversum, da geht alles auf, was vom lehrsatz über den erhalt der masse über geblieben. Diktiert ins kosmische logbuch betreiben wir selbstaufgabe, geben uns redlich, nennen das schweigen über undinge diskret, meiden die tundren, das polarmeer, blasen es einfach weg –

geräusche vom laubrechen, auskämmen der grasnarbe, samstäglicher dienst im grundstück nebenan; nachts vater in uniform gesehen, oder war es ein engel, der seine dienstbarkeit eingestellt, nicht länger im zeichen etwelcher sterne für lücken büßen mochte, im irdischen, nicht länger in haft genommen, auf bußfertigkeit harrend –

am kleistgrab, vor fünfundzwanzig jahren, kleiner wannsee, von buschwerk verborgen der stein, und der ihrige, ihm zu füßen, die geschichte des zu wasser lassens der eigenen seele, was mir damals die näherliegende version; er tötete sie und richtete sich – gibt es wirklich einen überlebenstrieb, auf den verlaß, oder hat der eine, die andere ihn längst abgetragen und weiß nur nichts davon, hier im dickicht, in der verwahrlosung, die vielleicht der beste schutz, nicht gesehen zu werden im viertel der behausten, nicht von den gescheiten vorgärten, den gescheitelten rasenflächen, dem besitz, der nicht mehr als besatz von zeit –

 

[Kleist nahm sich am 21.11.1811 gemeinsam mit Henriette Vogel das Leben]

bei ostwind sind im viertel die schüsse vom schießstand her zu vernehmen, der am rande der heide gelegen, nahe der straße richtung l., schon vormittags abgefeuert, von schützen mit gehörschutz, gelegentlich wird man davon überrascht und erwartet der sirenen kunde vom untergang; was hilft es da, fernzugehen im äther, wenn die walstatt so nah, wir geblendet unsere wagen ins ziel steuern, und was die stätte flieht, ist allein das wild, trainiert auf der zeitgenossen überschuß –

blind endender weg, nicht mehr als eine verblassende schrift, eine linie, mit wässriger tinte gezogen, als sollte sie sich verlieren

übersät von den splittern taglichts, durchsetzt von namenlosem gestein,
aus der tiefe aufgetrieben

blickte ich vom küchenfenster auf ihn, wurde ich fortgerissen, zum friedhof
hin, im schatten des hochdamms gelegen, zu den nur provisorisch
versiegelten löchern

hier grüßte man jene, von denen man nichts hielt, hier hielt man den blick
beim grüßen starr auf die keramik des bodens gerichtet und lauschte den
lauten, von den schritten des anderen verursacht, der immer
der blindgänger, der zu früh geborene

der sich die welt angemessen hatte, so dass uns nachgeborenen nichts
übrig blieb, als dies zu akzeptieren, das eine oder andere gesicht,
nicht wahr –

was bleibt, sind abgesänge, als jahre eines großen abgesangs werden wir uns ihrer erinnern, sobald das laub gefallen, niedergekämpft mit getöse, und die herbste milde, nachsichtig und milde sich geben, als fehlte ihnen jegliche erinnerung –

schüsse fielen (gräf: „falsches rot“), wir fanden am boden nur patronenhülsen, die einschußlöcher nicht, war versiebt worden, das alles, die rede davon, das elterliche ge-wissen, ruhekissen der branded nation, hier wollte ich nicht geboren sein, nimmer, doch nützte es nicht, die stimme zu verstellen (parlezvous), entscheidungen zu fällen, der paragrafen wald, bürgerlich, stand immer noch und hielt sich zu gute, traumlos über die runden zu kommen, in welchem der stadien auch immer –