Archive für den Monat: März, 2023

grübeliger  niederschlag, zögernd huf für huf nach drei, wo noch nicht die post abgeht, alles nur vor- oder unsortiert, es auch wieder aufhören könnte, schon ist es verzagt, doch dem buschwerk treibts das grün aus den spitzen, erste amseln kehlen sich in den raum, dann folgt regens nächster gedanke, die schwierigkeit, ihn flüssig zu formulieren, kann dauern, bis ein text daraus, wie bei mir damals in den ausdrucksarmen zeiten, des morgendlichen harrens auf, hockend in einem der kantigen sessel aus dem elternhaus der sechziger, anfang siebziger jahre, vier sessel von einer strengen sachlichkeit, geraden brettartigen armlehnen, von denen zwei in meine erste eigene wohnstatt gefunden, ’77 im herbst, bei diesem kopf- über halsauszug, und was macht das auswüchsige dann: theologie studieren, und was treibt das auswüchsige, aussätzige von eltern da: etwas ausbrüten (die väterliche sicht), ließ sich taufen, der atheistisch erzogene auswuchs, taufe, theologie, mein gott, der vater brütete anderes aus, später, einen lungenkrebs, raucherrückfalling, mit rückfälligen hatte er im strafvollzug zu tun, dabei nicht an die eigene gedacht, eine schachtel pro tag, oder fast, dienst-privatliches plaisier, im erzieherauftrag auf arbeit und daheim – das auswüchsige kind, das aus der rolle gefallen, brütete was aus, war selbst schon geschlüpft, sich also nochmal am zopf ganz neuer verhältnisse, von denen der vater glaubte, es wären die alten, doch in denen lebte er sich selbst, die leninbände im schrank schwiegen dazu, erste zweite reihe, die dialektik nahm man als ausschließungsgrund fürs auswüchsige: das gibt es nicht, kommt bei uns nicht vor, und so doch, gibt’s nur eine erklärung: rückwärtsgewandt, in dem steckte der zeitgeist wie in einer flasche –

kaffee nachts nach eins, dass die zeit schneller rinnt, durch die kehle, den raum, sie mich weiterbringt, nicht fort, nur weiter, in continuo, am ort, als ob ich ein kosmisches objekt, das stationär, immer dieselben sterne sieht, die meisten nicht, und auch nicht die nebel da oben, da unten, die jahrmillionen beanspruchen, sich aufzulösen oder wo anders hinzuziehen, so wie ich, weiter, ohne fortzugehen, nur hier, weiter, du kleines licht der aussterbenden art, schaust zum fenster, hinter dessen glas das dunkel, auf die schlieren vom regen, der niedergeht –

Zeilenweis‘ Wasser in der Nacht, du denkst darüber nach, Dichter zu werden, steigst dem Ungemach aufs Dach, das nicht von Pappe, richtest Dich ein in der Falle, machst ordentlich Dampf, nominierst Zeile sechs des noch ungeschriebenen Poems für den nächsten Lyrik-Ausscheid, alle anderen Zeilen treten zurück, bilden eine Gasse, verblassen alsdann, wo kein Herauskommen, der Regen spendet Beifall, Du hörst ihn in der Rinne, ehe Du dies alles vergisst – 

schreibt es sich, während nebel draußen, diese weichzeichner, mit frostiger zunge, unter deren berührung sich eiskristalle bilden, auf den flächen, blättern, und später verschwinden sie wieder, die nebel, ziehen weiter, eine horde, von der man nur noch die abdrucke ihrer feuchten hufe finden kann/ bist die eine nacht wach geblieben, bis die helle dich übermannt