Archive für den Monat: Dezember, 2018

dreissig jahre bis zur firmung, da hatte er alle obligationen schon abgestoßen, lebte in einer bude mit wasser von oben und ritzte kryptische zeichen in die zellwand, während jenseits des rings die feiertage kein ende nahmen – so entstehen gedichte und keiner erinnert sich später dran, aus eis und wasser in der seele, das aus augäpfeln drang, aber später als nie fand das ein ende, in der beiköche schutzzone, betriebsrestaurant, wo sind ihre papiere, nach feierabend, weit danach, im schlingerkurs heimwärts übern platz, mann –

ich mag die kühle, nicht kälte, heute drücken sich auf dem fußweg alle in den schatten des buschwerks, das über den zaun kragt, machen sich unsichtbar, laufen in diesem blaugrauen dunkel, als handele es sich um den schurz der nacht –

 

* Titel: Rainer René Mueller

Die ersten 17 jahre im treibhaus der enklave, dann fiel ich da heraus, 1971, und wirklich änderte sich da was, obgleich ich auch in r. in einer art schutzhaus, doch im zweiten aufgang des blocks wohnten schon andere d.h. normale leute, ohne präferierte weltanschauung wie in unserm beamtenhaushalt, das hatte ich all die jahre davor nicht resp. nur jenseits des zauns – treibhaus, schutzhaus also, und dann alles aus, raus aus dem haus. Innerhalb von zwei jahren revolutionierte sich alles (1971/72) – andere freunde, fragen, bezüge, zweifel am system, justament in dem moment, da honecker größere freiheiten versprach (künste, literatur),eine neue offenheit, die romangestalten wie edgar wibeau zeitigte, in kurzer zeit … Allein die tatsache, daß ich bis zu meinem auszug keine wohnungen ohne innentoilette und bad gekannt, während ich selbst danach bis in die 90er nur wohnungen haben sollte, die über treppen- oder gemeinschaftsklo und -bad verfügten, wie auch etliche der wohnungen der freunde – nirgendwo in der verwandtschaft hauste man so –

[2016]

du musst im kleinen kreis gehen
allein
darfst dich nicht umdrehen
das reicht

licht ist das wesen von allem/ es fällt in den hof, wenn es kann/ erzeugt dort einen klang, von kübeln und kannen/ in der frühe vor fünf, wenn des zagen körper im schlaf sich nochmal wendet/ der wand zu, wo es keine zeit kennt, nur glanz –

ich verberge mich in den versen, sagte sie, den ungeschriebenen, in deren laute laub, gleich einem tier, dem nachgestellt wird, oder das was zu befürchten hat, in der wahrheiten lauer, so dass es sich eingräbt, wo kein strandgut zu erwarten, kein tang, in sich verschlungen, dessen schaum aufglänzt wie nichts

spät, wir lagen noch wach, die stimmen einer sich auflösenden gesellschaft von der strasse her, vernehmlich all die adieu, addio, ciao, machs gut, besser so …, so wie man sich in unausgesprochener gewißheit eines kommenden tages versichert, eines nächsten in der kette, der man folgt, wiewohl entscheidungen fallen – woher diese wendung: eine entscheidung wurde gefällt, die entpersönlichte rede zumal, unterm fallbeil des gesetzes …

nachts bangen die sterne im licht der laternen – allnächtlich diese phantasien vom kosmischen feuer, dem wir verwandt, im status der endlichkeit; wir pflegen den milliardenblick, lagern in tresoren, was vergeht, nicht von dauer, nicken ein unter der lampen zitternden schein, immer diesen geschmack im munde, von weiß nicht was