Archive für den Monat: Juli, 2023

ins gebirge gehen, das nichts als eine blaue schattierung am horizont, glaubtest an die höhe, die gipfel, liefst auf deren grat im nebel, nur das gestein unter deinen füßen, ein pfad durch die wolken, bis du einen abstieg fandest, in der lautlosigkeit, im grau des gesteins –

[inspiriert von Marion Poschmanns Gedicht Shinto aus dem Band Nimbus, Suhrkamp 2020]

wir kommen alle aus dem tagebau, scheint es, und in den restlöchern verglühte unterm sternenlicht, was als zukunft gedacht, in diesen wucherungen von birken, deren kronen schütter, deren grün von einer blässe, als hätte das alles nichts genutzt, all die wohlstandsverarmung; sammelten güter an, für später, wurden dann krank – was da im schrank an silber und sammeltassen, verlor an körperlichkeit, nur mehr umrisse, die konnte man sich ausmalen, von farben blank, die konnte man dem selbstwertgefühl überlassen, die kurse stiegen, die für immateriellen besitz, allein die speicher blieben leer –

für den dreck war die landschaft zuständig, wir nannten das draußen so, man klopfte die teppiche im freien, an der klopfstange aus, oder auf der schneedecke, die nahm den dreck auf und mit, später, man blickte auf die graue schraffur der fläche, und jedes staubtuch in der hand erzeugte schwindelgefühle, so man sich mit ihm nur einem der fenster näherte, für den dreck war die landschaft zuständig, die nahm ihn auf und schickte ihn binnen wochenfrist zurück ins haus –

als ob sie ein schattenwesen, es schon immer gewesen, wie eines durchgegangen, unbekannt, wie der schatten eines baumes etwa, namenlos, und jedes mal von vorn, die drift durch strassen, gelände, sich legend zum abend dann, ohne legende, so könnte es fortgehen und geschichte schreiben, eine geschichte, die keine ist, aber sie fände halt daran, am namenlosen, an den wiederholungen, den bildern, die sich dem innern aufgegeben –

man löscht das deckenlicht oben in den stuben, so abgeklärt wie man ist, später am abend, wenn wir auf der rückfahrt von b., über die dörfer, die da an der leine der fernstrasse, und der blick immer hinauf zu jenen fenstern, hinter denen sich die ernüchterung der sonntagabende breitmachen mochte, so wie ich es selbst erlebt, unterm licht der deckenlampe, das jeden winkel ausleuchtete – blieb ein nichts an geheimnis unterm stoff, der sich wellte, falten schlug –