Archive für den Monat: Januar, 2022

früher nur fichten gesehen, als kind, nur augen für sie gehabt, alle waren krank und erinnerten mich an fichtennadelextrakt, standen grau in ihrem mantel, kratzten sich, ihr zustand kratzte niemand mehr, man nahm sie mürrisch zur nacht als tannenbaumersatz, und ich hatte nur blicke für sie, die mit ihren nadeln schon in meinem kopf/ später stahl ich verse, von ihnen loszukommen –

fehlende seiten eines manuskripts aus dem jahr 82, „sie fielen ins aus“ hatte ich da geschrieben, und meinte jene arbeiter, die in böhlen-werke den schichtzug verließen, bis zur station unterhalten vom skat um pfennige – „sie fielen ins aus“, kann man das so sagen, wo es doch um ihre arbeit ging? Irgendwann riss ich die seiten heraus, die seiten eins bis fünf, setzte neu an mit dem text, der ein roman werden sollte, einer, der sich ums alltägliche erleben eines zeitgenossen-ich „drehte“, eines ich, der im büro seine zeit absaß, so interpretierte es das schreiber-ich, ein pendler-ich zwischen wach- und schlafwelten –

: hier der böse laut, mit dem der transportwagen namens karlchen vom wege abkommt, immer wieder, samt fracht, in buchstabentreue sortiert nach dem alfabet, oberer und unterer bord, rücken an rücken, und gerader als der des zeitgenossen, der dem wagen kurs zu geben versucht, sich in schlängellinie fortbewegt auf dem flur, in richtung lift; klapperdürr dies karlchen, in betrieb wohl seit den 20ern, beladen mit paketen voller schriften, aus der poststelle hinauf in den dritten stock, und später unverpackt in die magazine ein halbes stockwerk höher, die wagenschmiere noch dieselbe, das schriftgut mittlerweile inflationär, hinauf in die zwischenhölle, über schwellen, zügellos wie des zeitgenossen gedankengang –

10/74 ging es für ihn nirgendwohin, da harrte er aus auf kleinpflastrigem nebengelände am kopfbahnhof, weitab von den bahnsteigen und hallen, nur lagerschuppen auf einer seite, dort zog der zug los, jener der unberatenen, deren jegliches zivile ansinnen während der fahrt verloren gehen sollte, die nacht der ankunft erschien gleich einer ausnüchterungszelle, unterm lichtverhalt von laternen die kleiderstapel und geschirre/ stunden später, im falben tagschimmer, zog sich eine schlange in der farbtönung verschossenen grüns von gräsern durchs revier –

in anderen räumen, dem versprechen von nähe, in revieren, vorgelände, gründen traums/ Auf der schlagschattenseite der häuser finden sich passagen, stellen, lichtschwaden, widerworte, feldmechanik, geländer, überschreibungen, vertretungen /Knietief steht der mond/ und deine zunge stolpert über wellenkämme, meere, schlägt am ufer an, tallata –

vaters gaderobe, epauletten/ die sterne funkelten auf der zunge, gen mittag lösten, vergruben sie sich, ihr glanz nichts anderes als verlegenheit, das stammeln von einem, der unsichtbar, in der schublade, die gleich einem sarkophag, in der auch die ungenehmen bilder verborgen, die geschichte, ein reden von fernher/ radiogen diese stimmen, die vom gewesenen erzählten, von einer desertation, schichtchen mit wahrheitsgehalt, die sich abschälen ließen, derer man immerfort gewahr, wie dem funkeln der sterne auf vaters zunge –