Archive für den Monat: September, 2023

wurdest du gezeugt, hatte man dir am zeug geflickt, so’n zeug auch, spielts eine rolle, dass es um weihnachten war, oder wann immer, im kahn, dem ehebett, dieser mystifizierten stätte, auf der die ehe vollzogen wurde, heilig gesprochen vom bürgerlichen gesetzbuch anno, bist in ungemachten betten aufgewacht, auf der bloßliegenden scham von laken, die gezeichnet von kämpfen, einem erliegen, etwa den ohnmachten traums/ das ungemachte hielt man besser verborgen, vor fremden blicken, bis man das deckbett glattgestrichen, tagesdecke obenauf, so mochte das lager eher wie ein floß erscheinen, auf dem man über die fährnisse von abgründen laviert –

und ich eine alleingängerin, wenn ich richtung m. oder l. unterwegs, über l. hinaus, bis ich auf einen bahndamm stieß, auf felder sah, immergrüne flächen, ein stoppelgras, über dessen huckel ich, oder was, im schatten des damms, und dann auf einen der güterzüge wartete, die da oben ohne halt und unzählig der wagen folge, manchmal sah jemand von der strasse zu mir her, für die anwesenheit dieses wesens fand sich kein plausibler grund, alles war schon vielfach umgebrochen, durch die münder gegangen; in m. hielt ich irgendwo am strassenrand, blickte in die vorgärten, in denen nie jemand zu sehen, zu vormittäglicher oder zeitig nachmittäglicher stunde, dies blühen schien schon niemanden mehr zu gehören, allein die namensschilder an den pforten verrieten, dass es noch bestimmungen gab, für diese niemandsländer im todgeweihten strassendorf, das letzte wort hätten die vögel, dann kämen die bagger und nach denen wieder vögel, welche von der sorte, die sich mit plangemachten flächen begnügen mochten, die allmählich von gräsern und kräutern eingenommen, der einen oder anderen zierpflanze, die das ganze überlebt, deren samen im boden haft gefunden, für den tag x übertage –

*Zitat von Robert Stripling, aus: Unter Stunden. Album I, Kookbooks 2023, S. 67.

drehen sich nochmal, die schwalben da oben, nistend in den himmeln, dem wohlstand von temperaturen, während die nächte schon mit abfallender schulter, seh‘ ihr flimmern vor dem blauen spiegel, das kurze aufscheinen der flügel, kreise ziehend, ellipsen, dann sind sie fort –

da, wo ich herkomme, sprach man von herkunft nicht, früher, in der tieflandsbucht, verriet sie nur der eine oder andere zungenschlag, den wir als kinder nicht zuzuordnen wussten – kam überhaupt jemand von hier, oder waren nur wir das, in zeiten der überschwemmungen gezeugt und geboren, stachen die eltern mit kähnen ins unvermeidliche, in wüstungen von wasser da, hie die ruinen und transparente mit verkündigungsauftrag, wer mochte noch durchschauen, lieber etwas von der eingewässerten hoffnung, besseres brot, bessere zeitung, die wasser würden weichen alsdann, und man bekäme festen grund, zu bleiben und zu treiben –

diese eisenbahnergärtchen an den strecken wirken, als habe man ihnen geschirre angelegt, dass sie nicht in richtung der gleise ausbrechen, das hüterhüttchen im hinteren teil, immer mit einem auge blinzelnd: ist/ kommt da wer, hält an, setzt über die gleise, oder bricht einer aus dem schatten der böschung hervor, nimmt den grund ein, beet für beet, getarnt als schatten, zu üppig darfs nicht werden hier, erlöschen also die farben der blüten, graut das grün vor sich hin, wie die gesichter der durchreisenden hinterm blindglas der züge, die ab und an, ohne halt auf höhe der gärtchen, wo es verlockend, den fuß mal zu strecken, den blick von der leine zu lassen und zu schauen, was unterm gebot der böschung im hintergrund, die zur straße steil ansteigt, so erwachsen, und ob die latten am zaun oben noch fest, vielleicht jemand im hüttchen hockt und raucht, wachend, dass auf den gleisen nichts passiert, im ohr der schiene silbernen klang, gleich vogelgesang –