lass uns ein schwätzchen halten, sagt der rabe, doch sie versteht sich nur auf literatur, das druckreife, druckstellen auf der haut, die immer öfter, aus nichtigem anlass, sie weiß das nicht mehr, gestoßen oder hart angefasst, von der realität sicher/ lass uns schwatzen, bittet der rabe, ihr kommen die tränen, zu oft, wie beim hören gewisser songs von früher, geschichten von eben, nun werd‘ bloß nicht, sagt sie sich, ein schwätzchen jetzt käme mir teuer –

nächtlings verwaist, wenn kein anderes licht, nur sie in dieser sanitärzelle mit ausblick, rührt sich wer, gibts einen klang, oder woher die laute, stimmen, aus dem inneren? Sie sieht nach draußen, die lichter der straße vom laubwerk verdeckt, von blättern, die immer größer werden, dichter, jetzt im mai, und lautlos huscht manchmal was von zweig zu zweig, oder es scheint nur so, ein luftzug eher, der hier durch, ohne station zu machen, schaut sie aus dem fenster, ein zwei sterne oberhalb der baumwipfel, ehe auch sie hinterm dickicht verschwinden, nach zwei, nach drei – schreist nicht, gelle, forderst nicht der stimmen licht, das nach vier, und du nicht mehr sicher, ob im wachen, ob im schlaf –

am ende nötigt mich die zeit, denkt das brot-ich, da dämmert es bereits, sieht man durch die wolken hindurch auf andere wolken, eine art schichten-fernsehen, wir sind die unterschicht, bodensetzwesen, lesen wirklichkeit auf und ab von zählern, ohne die kommen wir nicht aus, im zivilisationsoutfit, das unsere tage ummäntelt, milde, sachkundig, sacht, stilistisch –

eingeschlossen in dieser kapsel morgenlicht, der wüstenstaub hat sich verzogen, du blicktest zu den sternen, die nicht zu deuten, noch wahrzuhaben, wo bliebe zuversicht, wenn doch das lamm dieser tage, zu ostern, und über land prozessionen, der rauch von feuern, die uniformen zwangsjacken gleich, wo freiheit sein sollte, den mund geöffnet, die kunde vom gebrochenen zeiger, dem sprung im stundenglas, wo’s zerrinnt, liest du linsen auf, die aus dem sieb gerutscht –

wenn ich mich mitgenommen fühle, von der hitze des april, dem exzess der blüten, den staubemanationen, der übertritte aller vegetation in den mai, ein riesenschritt in den winter, die verwunderung, abgeblüht, abgebrüht der zeitgenosse, mit was dickem hinter den ohren, sitzt dort der schalk, der unerhörte, angesichts der ausuferungen lichts, der schattenmale auf der haut, kränkelnder gewißheiten, ab ins bein-, ins steinhaus, ins beständige, das lockert sich auf, grinst, kaffee ist aus, und alles auf der tafel geschichte –

staub deckt alles ein, die schreibgeräte auf dem tisch, die so beiläufig, sie nutzt nur zwei oder drei von den sieben, die anderen könnten projektionen archäologischer ausgrabungen darstellen, nicht ein fleckenmal von ihren fingern, verpuppt in dieser hülle aus staub, unantastbar, der staub deckt sie ein, bewahrt sie für zeiten auf, in denen andere danach sehen, nach der besitzerin, einer verstaubten existenz, zu alt, um noch wahrgenommen zu werden, man blickt über ihre schultern hinweg wie über ein riff, jenseits dessen die tiefe, leere, und fragt sich nicht, in den ohren das österliche sanctum, die fahne gehisst –

bin so ganz abgekommen, und nun im falben licht der sonne der klang von schüssen, vom schießplatz her, schüsse, als würden laufbretter von einem gerüst geworfen, ohne rhythmus, ohne plan, wie schüsse eben, an einem ostersamstag, da die toten von den kreuzen genommen, man noch soviel zu erledigen hat, diesen langen tag, bis zu den nächtlichen feuern, den anklängen einer erlösung, von der man vergessen, wovon und wozu, sie einem von den toten freimacht, den dienstwegen, den begradigungen etwelcher biographien, den untergrabungen/ der mensch scheint losgelassen und produziert geräusch –

du hast unterdruck, siehst blass aus, und sie hängt nur so rum, die umgegend, bewegt sich nicht oder so schnell, dass du auf der stelle trittst, was sowieso das beste in dieser lage, formuliert für später, der regen formulierts dann um, lässts ablaufen, dein zeitalter, den bach runter, gleich den innovationen von gestern, der trumpf sticht nicht mehr, abgekartetes spiel in vorortzügen, das war einmal, auch die glaubten eher an ab- als an zukunft, im spiel um pfennige, das halbe ganze, dem geht man aus dem weg, heutzutage, wie der tiefe von gesprächen, in die man furchtvoll starrt, auf lichter jenseits des grabens, oder diesseits, was gilts –

blinde schuhe, die wer weiß woher wohin, schuhspitzen nach vorn, wo sie hinweisen ist immer vorn, selbst wenn einer sich rückwärts bewegt/ dieses paar, abgestellt am straßenrand, als wäre dessen saum nur ohne zu betreten, weiße sportschuhe, dessen träger sich anscheinend in luft aufgelöst, seit tagen harrt das paar auf seine rückkehr, die spitzen nach vorn, zur fahrbahn hin, die es zu überqueren gilt, was ohne schuh in dieser jahreszeit, wo es blitzt vom reif letzter nächte – sie machen einen ordentlichen eindruck, fast wie neu, könnte wer behaupten, dennoch stehen gelassen, nur so, wie der oder die geliebte, wenn einer ihrer überdrüssig geworden –

nächtlich waise, wie sie zwischen den geschossen wechselt, von raum zu raum im dunkeln, waise geworden, verwaiste datei in den registraturen, tagwerke kaum zu verzeichnen, aktivitäten, scheint sich alles nachts abzuspielen, zwischen den stockwerken, wo sie mal als schatten, mal als metapher unterwegs, aus fenstern starrt, ins mundlos helle von lampen, den schattenwürfen folgt, filigranen linien, die sich abzeichnen, die sie freihändig so gar nicht beherrscht/ kein tagwerk in sicht, allein das nächtliche treiben, das keine spuren hinterlässt, verwaistes ich, verwaiste metapher, kommt schnee in dein angesicht, jetzt im märz, kommt schnell und vergeht gleich wieder –