Seit längerem fesseln mich die Gedichte des Dresdner Lyrikers und Galeristen Uwe Hübner, der sein dichterisches Debüt Anfang der 90er Jahre mit Pinscher und Promenade bei Galrev hatte. Seitdem veröffentlichte er neue Arbeiten lediglich in Zeitschriften und Anthologien. Doch kann man mit Sicherheit davon ausgehen, daß in seinen Schubläden Schätze der Entdeckung harren … Wir haben es hier mit einer nuancierten Großstadtpoesie zu tun, gewürzt mit Sarkasmus, galligem Humor – die Gedichte spiegeln den Alltag auf der Straße wider, reflektieren und kommentieren das Geschehen, das „lyrische Ich“ erscheint dabei als Zeitgenosse, der sich selbstironisch in diese Betrachtungen einbezieht …
Hier ein Beispiel:

Am ersten Januar sieben Uhr übern dicken Brückenprotz

der jetzt wieder den früheren Namen trägt.

Den Sandsteinquadern hat das Hin und Her

oben und unten nicht viel ausgemacht. Es ist fantastisch

mitten in Europa

einen unmöglichen Ort zu kennen.

Ja ja schon klar, auch an der Themse Seine

am Tiber ist es superb.

Zu spät. Zuu spääät: egal.

Allenfalls noch eine Scheune, ein Fliegenstall

irgendwo auf dem Land, die sonst

keine tote Laus haben mag.

Gestern das Licht überaus seltsam. Helle Flecken

zwischen mausgrauen Wasserflatschen, die sich Wolken nennen.

Die Wände sind abgewaschen. Dreck. Dreck. Dreck.

Der Scheitelträger im Restaurant meinte

wenn du immer bloß Dreck räumst

bekommst du es bald in den Windungen.

Also haben es alle in den Windungen

räumen alle immer Dreck. Hosen scheuern

Sphinkter schrubben, Füße ölen.

Plötzlich, vielleicht geriet etwas vorsichtig durcheinander

an meinen werten Erzeuger denken müssen

wie er in seiner Urne bröselt, einszwanzig

unter der Grasnarbe der städtischen Gemeinschaftsanlage.

Vergessen. Langsam weggedriftet. Abgesackt.

Ob er Spaß hatte, als es kleckerte

oder ein physikalischer Bettunfall Innensog

oder Familienpolitik…

So, ich geh jetzt heim. Richtig gehört

ich geh heim.